Report: Meeting mit Vertreterinnen der vergangenen Projekte

Am zweiten Tag, dem 15. Februar 2023, trafen wir 14 Vertreterinnen der Gruppen, mit denen wir in den vergangenen Projekten 1 bis 3 zusammengearbeitet haben. Auch an diesem Tag statteten wir die Tische mit unseren anang&ilema-Kugelschreibern und Wasserflaschen aus. Nach einem erfolgreichen und lehrreichen ersten Treffen am Vortag waren wir alle, Alma, Céline, Valentine und ich (Vanessa), sehr gespannt auf den heutigen Tag. Neben dem gemeinsamen Austausch stand heute noch die Produktion von Waschseife, so wie die Frauen es im Workshop von Valentine gelernt haben, auf dem Tagesprogramm. 

Bei der Ankunft der insgesamt 14 Frauen war die Freude auch bei ihnen sichtlich spürbar. Zum Glück hatten wir wieder fliessendes Wasser und konnten nach einer kurzen Vorstellungsrunde direkt mit dem ersten Schritt der Seifenproduktion starten, bei dem Wasser mit Natronlauge gemischt wird. Danach muss die Flüssigkeit 4-6 Stunden abkühlen. Also der perfekte Zeitraum für das Mittagessen und die Sitzung.

Kurz vor dem Mittagessen wurden wir von Valentine dazu gebeten, aus der anan&ilrma-Uniform zu schlüpfen und dafür die Trachten anzuziehen, die wir am Vortag von den anderen Frauen bekommen hatten. Grund dafür: Die heutige Gruppe überraschte uns mit zu der Tracht passenden Schuhen und Hüten, um ebenfalls ihre Dankbarkeit und Respekt für den Verein auszudrücken. Wir haben uns sehr gefreut und waren sehr berührt davon, dass die Frauen sich trotz den gegebenen Schwierigkeiten miteinander abgesprochen haben, um uns diese Freude zu machen. Mit einem grossen Lächeln im Gesicht und berührten Herzen assen wir anschliessend gemeinsam zu Mittag. eitraum für das Mittagessen und die Sitzung.

Wie am Vortag war es auch an diesem Tag das Ziel herauszufinden, ob wir unsere Ziele in der Vergangenheit erfüllt haben und womit wir die Frauen auf ihrem Weg zur Unabhängigkeit auch in Zukunft unterstützen können. Es hat uns sehr erfreut zu hören, dass vieles immer noch auf regelmässiger Basis Anwendung im Alltag der Frauen findet. Vor allem die Seifen- und Bodylotion-Herstellung und die landwirtschaftlichen Workshops wurden oft als sehr hilfreich erwähnt. Unter den Frauen befand sich eine Lehrerin. Sie erzählte uns, dass sie einige der gelernten Dinge aus dem HIV-Workshop bereits ihren Schüler*innen weitergeben konnte. Dies übertraf jegliche unserer Erwartungen. Solange die finanziellen Mittel vorhanden sind, um zum Beispiel Körner oder Rohstoffe zu kaufen, können also gelernte Fertigkeiten über Generationen hinweg angewendet werden.

Leider ist nicht immer alles nur gut und wir mussten auch den Problemen in den Augen schauen. Neben dem Krieg, welcher die Gruppenmitglieder voneinander trennt und ihr Leben in Gefahr bringt, bereitet die Inflation der Preise Grund zur Sorge. Die Preise der Rohstoffe für die Seife und die Body-Lotion sind um fast 100% gestiegen. Dies führt dazu, dass die Frauen nicht genug finanzielle Mittel haben, um Seife in grossen Mengen für den Markt zu produzieren. Die Produktion reicht lediglich für den Eigengebrauch und einen kleinen Rest, durch dessen Verkauf sie die Rohstoffe für die nächste Produktion finanzieren können. Sie produzieren ein- bis zweimal im Monat als Gemeinschaft eine grössere Menge und teilen sie dann anschliessend untereinander auf. Leider werden diese Treffen und die gemeinsame Produktion und der Austausch unter den Mitgliedern durch den Krieg leider immer schwieriger. Auch Märkte, auf denen die Produkte verkauft werden könnten, werden in der Umgebung von Bamenda immer weniger.

Als sehr inspirierend empfanden wir die Bereitwilligkeit der Frauen, ihr Wissen mit dem Rest der Gemeinschaft zu teilen. Dies möchten wir noch gezielter unterstützen und werden versuchen dies in zukünftigen Projekten zu integrieren. Die Gruppen treffen sich in regelmässigen Abständen von ein bis zwei Wochen, um sich auszutauschen und Seife zu produzieren. Kleinere Gruppen treffen sich sogar fast täglich, um gemeinsam Landwirtschaft zu betreiben. Dies stärkt den Zusammenhalt der Gruppe. Eine Gruppe kann sich leider aufgrund der Krise gar nicht mehr treffen. Dies zu hören, betrübte uns sehr.

Auch an diesem Tag wollten wir von den Frauen wissen, was "Emanzipation" für sie heisst: Wachstum, Ermächtigung  und Unterstützung von jungen Frauen, jemandem zur Selbständigkeit verhelfen oder eine sinnvolle Beschäftigung geben, da viele Mädchen noch immer nicht zur Schule gehen (können). Eine Frau möchte ich an dieser Stelle gerne zitieren: “If you want me to eat fish, teach me how to catch it.”. Auf Deutsch: Wenn du möchtest, dass ich Fisch esse, dann bring mir bei, ihn zu fangen. 

Nach intensive aber sehr spannenden Stunden des Austauschs hatten wir noch eine letzte Aufgabe: die Fertigstellung der Seife. Nachdem die Mischung aus Natronlauge und Wasser über mehrere Stunden abgekühlt war, konnten nun die letzten Zutaten unter ständigem Rühren dazugegeben werden, bis am Schluss eine weisse, heisse und puddingartige Masse entstanden ist. Diese haben wir dann auf einer Plastikblache zum Trocknen ausgelegt. Über Nacht wird die Masse trocknen und am nächsten Tag kann sie dann mühelos in Pulver-Seife zerbröselt werden.

Auch der heutige Tag war ein enorm bereichernder Tag. Wir konnten zum ersten Mal sehen und hören, dass unsere Unterstützung eine langfristige und nachhaltige Veränderung(en) hervorrufen konnte. Der Austausch mit den Frauen hat uns enorm inspiriert und motiviert, mit unserer Arbeit weiterzumachen.

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Report: Meeting mit Vertreterinnen des 4. Projekts